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Lymphdrainage? Schmerzbehandlung natürliche Mittel?

Verfasst: 10.09.2012 17:04
von Eveline
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Stephan Gadola

Ausbruch Sjögren August 2011. Schwellungen sichtbar im Gesicht, an Händen und Handgelenken. Um das Wasser und auch die Entgiftung aus dem Körper zu leiten würde ich gerne Lymphdrainage machen lassen. Darf man dies bei geschwollenen Ohr- und Kieferspeicheldrüsen?

Dauerrezept Vitamin A Augensalbe erhalten, kann man diese ohne Bedenken jahrelang nehmen?

Gibt es natürliche Mittel gegen Entzündungen und Schmerzen, Homöopathie/Naturheilmittel? Weil Antimalaria-Mittel möchte ich keine nehmen. Die Augenklinik im Unispital Zürich hat meiner Mutter 85-jährig, Polyartritis mit Sicca-Syndrom, das Plaquenil nach 10-jähriger Einnahme ersatzlos gestrichen, weil es die Augen angegriffen hat. Mein Sehvermögen hat sich durch die Trockenheit auch bereits verschlechtert.

Nach der Antibiotikabehandlung gegen verschleimte Bronchien und Halsentzündung Ciprofoxacin-Mepha 500 und anschliessend Co-Amoxi-Mepha 1000 erhalten. Alle Beschwerden verschwanden, ausser die Ellenbogen- und Leistenentzündung. Nach 6 Wochen kratzten die Augen wieder und nach drei Monaten waren alle Beschwerden wie z.B. zuwenig Speichel wieder da. Weshalb? Gibt es ein sanftes Mittel für die Förderung der Drüsentätigkeit?

Zur Information mein Krankheitsverlauf:
- über 10 Jahre ab und zu geschwollene Lippen am Morgen nach dem Schlafen
- über einige Jahre Druck-Schmerz (auf BH-Höhe) im Rücken links aussen, kam und verschwand wieder, jetzt seit ein paar Wochen immer vorhanden
- 2 Zehen schmerzen beim gehen am linken Fuss ab und zu
- August 2011 (48-jährig) starke Ellenbogenschmerzen beidseitig zuerst als Tennisarm mit Cortison behandelt, ertragbare Schmerzen sind geblieben
- Oktober ständiges Durstgefühl, alle Nägel sind matt und längs gerillt
- November Leistenschmerzen beidseitig, Magenschmerzen mit Blähungen
- Dezember Knoten im Gaumen mit Haftpaste Kenacort A. Orabes 0.1 % wieder zurückgebildet, Schwellungen an Händen, brennende Handrücken, Schulterschmerzen
- Januar 2012 Schwellungen im Gesicht, Ohrspeichel- und Kieferspeicheldrüsenschmerzen, sehr trockene kratzende Augen, Belag auf der Zunge, nur noch wenig Geschmack und sehr trockene Nasenwände, Kribbeln in den Füssen und manchmal fühlen sich die Zehen wie taub an
- Februar immer wieder rote Flecken im Gesicht und Dekolleté, rapider Speichelrückgang
- April Halsentzündung mit verschleimten Bronchien, Brust- und Achselhöhlenschmerzen
- Juni Haut juckt überall, sehr trocken, rauh, mit Flüssigkeit gefüllte Pusteln, entzündete Augen, um die Zehennägel rote Haut und sie sieht dünn aus und schmerzt, beim tragen von schweren Sachen nachher Fingerschmerzen
- August ab und zu heisse und rote Hände und Füsse
- September Schwindel 1 Tag lang, dann wieder normal

Bluttest vom 07.12.2011/Werte die von der Norm abweichen:
- Enzyme: Alkalische Phosphatase 132 (35-104) U/I
- Rheumafaktoren IgM/A 389 (0-10)
- Antinukleäre Antikörper IIF HEp-2 >30.0 (0.0-7.5) IU/ml granulär und homogen
- Anti-SSA 60/52 (Ro) 84 (0-20)
- Anti-SSB (La) 22 (0-20)
- Im Januar wird durch die Szintigraphie im Kantonsspital Baden der Sjögren-Verdacht bestätigt.
- Mittels Ultraschall sieht der Rheumatologe man die Entzündungsherde in den Ellenbogen und den Leisten.

Zur Zeit Einnahme von Vitamin D (Wert im März=21.0/Wert im Juni=37.5), Multivitamin und Vitamin E, Hanfölsamentabletten, sowie Multi-Oral-Spray, Aldiamed, Similasan Augentropfen Nr. 1 und von blink schützende Augentropfen, ca. 1 1/2 Liter Flüssigkeit pro Tag. Walke täglich je nach Schmerzen in den Leisten 1 - 5 km und mache Muskel-Entspannungsübungen nach E. Jacobson.

Ich würde gerne wieder mehr Sport treiben, aber beim Velofahren und Aquafit sind die Schmerzen zu gross.

Herzlichen Dank im voraus für die Beantwortung meiner Fragen und ich verbleibe
mit freundlichen Grüssen
Eveline

Verfasst: 12.09.2012 23:58
von Stephan Gadola
Sehr geehrte Eveline

Von Lymphdrainage im Gesicht wuerde ich Ihnen abraten, da ich annehme dass die Schwellungen entzuendungsbedingt sind (dies jedoch von hier aus nicht beurteilen kann).

Dauertherapie Vitamin A Augensalbe:JA

natürliche Mittel gegen Entzündungen und Schmerzen: Es gibt Phytotherapeutika mit Wirksamkeit gegen Entzuendung und Schmerzen, aber die Nebenwirkungen sind gleich und schwerer voraussagbar als bei herkoemmlichen Medikamenten.

Plaquenil: Wuerde ich Ihnen trotz ihrer Bedenken empfehlen, denn es gibt einige Gruende weshalb dieses Medikament gerade bei Sjoegren Syndrom sinnvoll ist. Nebenwirkungen sind relativ selten, auch nach jahrelangem Gebrauch, und die Nebenwirkungen auf die Netzhaut sind sehr sehr selten (fuer Plaquenil in der Literatur nicht beschrieben) und treten fruehestens nach 10 Jahren auf - Ich vermute, dass bei Ihrer Mutter das Alter eine wichtige Rolle bei der Verschlechterung der Augen gespielt hat.

Die Besserung ihrer Sjoegren Symptome durch Antibiotika ist interessant, aber ich kann ueber diesen Zusammenhang ohne naehere Details aus der Ferne leider nicht viel sagen.

Gibt es ein sanftes Mittel für die Förderung der Drüsentätigkeit?
- zuckerlose Kaugummis (Zahn(fleisch)hygiene ist bei Sjoegren essentiell wichtig)
- Salagen (Pilocarpin Tropfen)
- Ich sehe, dass Sie bereits Aldiamed haben, was ein sehr beliebtes Mundgel bei Trockenheitssymptomen ist.

Zu Ihrem Krankheitsverlauf: Es scheint als sei die Krankheit im Januar diesen Jahres voll aktiv geworden, nach moeglicherweise mehrjaehriger Vorlaufzeit. Die Symptome sind mit einem primaeren Sjoegren Syndrom vereinbar, und auch die Laborwerte passen. Ich nehme an, dass sie auch unter starker Muedigkeit leiden ?
Falls bei Ihnen die Gelenke (ich sage falls, da ich aus Ihrer Nachricht nicht entnehmen konnte ob der Rheumatologe Entzuendung in den Gelenken oder um die Gelenke herum - Enthesen - gesehen hat) betroffen sind, was bei Sjoegren Syndrom vorkommt, dann waere eine anti-entzuendliche Therapie indiziert, z.Bsp. mit Methotrexat. Aufgrund des kurzen Krankheitsverlaufs, mit zeitweise noch reaktivierbarer Speicheldruesenfunktion, koennten - an einem Uni-Zentrum - noch andere Theapien diskutiert werden (aufgrund der Konstellation und des positiven Rheumafaktors kaeme evt. eine B-Zell depletierende Behandlung mit Rituximab in Frage). Dafuer muessten aber noch weiterfuehrende Abklaerungen gemacht werden.

PS: Zu den Vitamin D Werten: sind die Werte in nmol/L oder microgramm/L ?

mit freundlichen Gruessen

Verfasst: 30.09.2012 12:14
von Eveline
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Stephan Gadola

Herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Diese Woche war ich beim Rheumatologen und der Wert des Vitamins D ist in microgramm/L.

Solange sich meine Beschwerden und Werte nicht verschlimmern, verzichte ich vorläufig auf Anti-Malaria-Mittel und weitere Untersuchungen.

Mit freundlichen Grüssen
Eveline

Verfasst: 30.09.2012 14:04
von Stephan Gadola
Sehr geehrte Eveline,

Die Vitamin D Werte von Juni sind im Normalbereich.

Ich wuensche Ihnen Alles Gute und stehe natuerlich auch zu spaeterem Zeitpunkt fuer Fragen zur Verfuegung.

mit freundlichen Gruessen