Trockener Mund.

In diesem Forum können medizinische Fragen gestellt werden, welche durch den Sjoegrenspezialisten Herr Prof. Dr. Stephan Gadola beantwortet werden. ACHTUNG: Bitte nehmt hier keinen Bezug zu allfälligen Praxisbesuchen bei Herrn Dr. Gadola.
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Marion
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Trockener Mund.

Beitrag von Marion »

Sehr geehrter Herr Professor,
seid cirka sechs Wochen hat sich meine Mundtrockenheit extrem ver-
schlechtert. Ich nehme tgl. 4x Salagen, zusätzlich bei Bedarf Saliva
Natura Mundspray in immer kürzeren Abständen.Trotzdem hört sich mein
Sprechen an, wie bei einem Schlaganfallpatienten. Ich trinke sehr viel,
so über den Tag verteilt cirka 3-4 Liter.Trotzdem ist der Hals und die
Stimmbänder so trocken, fühlt sich an, wie Sandpapier. Haben Sie einen
Rat?
Mit freundlichen Grüßen aus Bremen.
Marion :(
Stephan Gadola
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Beitrag von Stephan Gadola »

Sehr geehrte Marion,

Die folgenden Dinge koennten getan werden, unter der Annahme, dass bei Ihnen ein primaeres Sjoegren Syndrom diagnostiziert worden ist - andernfalls, koennten Sie mich bitte wissen lassen, da andere Ratschlaege opportun waeren:

1. Falls Sie andere Medikamente einnehmen: Hat sich etwas geaendert in den letzten 2 Monaten oder ist fuer eines der Medikamente bekannt, dass es trockene Schleimhauete machen kann (z.Bsp. Amytryptilin und andere trizyklische AD)
2. Haben sich andere Dinge an ihrer Krankheit veraendert, z.Bsp. zunehmende Muedigkeit, ausgepraegtes Schwitzen in der Nacht, Gelenkschmerzen, Hautveraenderungen ?
- Eine Ueberpruefung gewisser Laborparameter, z.Bsp. der Immunglobuline im Serum (Serumelektrophorese) koennte sinnvoll sein; sie sollten das mit ihrem Rheumatologen besprechen.
3. Sie sollten die 3-4 Liter in groesseren Portionen, und nicht etwas in vielen kleinen Portionen zu sich nehmen - Warum? Weil jedesmal, wenn Sie Wasser einnehmen um ihre Mundschleimhaeute zu befeuchten, sie das bisschen Speichel, welches sich gebildet hat, wegwaschen.
4. Luftbefeuchter; Kamillendampfinhalationen
5. Versuchen Sie doch mal "Aldiamed" Mundgel (www.aldiamed.de); Wird von vielen Patienten sehr gut vertragen und als angenehm empfunden
6. Ganz wichtig bei starker Mundtrockenheit ist die Zahnhygiene !

Ich hoffe es geht Ihnen bald wieder ein bisschen besser. Sie koennen mich jederzeit wieder kontaktieren.

Freundliche Gruesse
Prof.Dr.med. Stephan Gadola
Professor of Immunology & Consultant in Rheumatology, University Hospital Southampton,
Southampton, UK
Marion
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Mundtrockenheit

Beitrag von Marion »

Sehr geehrter Herr Prof.Dr.St.Gadola.
Vielen Dank für ihre Antwort. Müdigkeit, Schwitzen in der Nacht, abwechselnd mir frieren, Gelenkschmerzen und Hautveränderungen haben
sich verschlechtert. Das Sjoegren-Syndrom habe ich seid 2007. Vor drei
Monaten wurde dann Rheumatische Arthritis bestätigt. Hier sind einige
Laborwerte über die ich gerne von Ihnen Auskunft hätte.
Hämatologie:Neutro%, 77,3+. Lympho% 16,2-


Elektrolyte/Niere:CA-SER 2,68
Stoffwechsel/Enzyme: CK-NAC 176+, CK-MB 35+, AST 35+
LDH 306+.
Urin Status: Leuko-T 500+
Mit freundlichen Gruß.
Marion
Stephan Gadola
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Beitrag von Stephan Gadola »

Sehr geehrte Marion,

Sind Sie in Behandlung bei einem Rheumatologen? Falls nein, wuerde ich Ihnen das dringend empfehlen. Falls ja, dann sollten Sie nach der genauen Diagnose fragen. Aus ihren Angaben kann ich nur bedingt Schluesse ziehen, z.Bsp. ob es sich bei Ihrer Krankheit um eine Kollagenose/Konnektivitis (eine Gruppe von Krankheiten, zu welchen i.e.S. das primaere Sjoegren Syndrom, pSS, gehoert) oder um eine Rheumatoide Arthritis (RA) handelt. Es spricht aber mehr fuer ein pSS. Die Prognose und Behandlungsmoeglichkeiten sind bei diesen beiden Krankheiten unterschiedlich, weshalb eine Klassifikation wichtig ist.
Der Urinbefund scheint kontrollbeduerftig (Infekt/Entzuendung/Nierenfunktion?). Die erhoehten CK, AST und LDH Werte weisen auf eine moegliche Muskelbeteiligung hin, was eher fuer ein pSS oder andere Kollagenose spricht.

Es scheint aber aus Ihren Angaben hervorzugehen, dass Sie sich momentan in einer aktiven Krankheitsphase befinden, und dass Ihre Therapie daran angeglichen werden sollte. Sollte bei Ihnen in naeherer Zukunft die Option einer Biologika Therapie (meist eine "Antikoerper-Therapie") besprochen werden, dann wuerde ich - auch wenn dies aus der Distanz schwierig zu beurteilen ist - eine Behandlung mit einem "B-Zell depletierenden" Medikament (z.Bsp. Rituxan, Rituximab) und nicht mit einem TNFalpha-Hemmer bevorzugen.

mit freundlichen Gruessen
Prof.Dr.med. Stephan Gadola
Professor of Immunology & Consultant in Rheumatology, University Hospital Southampton,
Southampton, UK
Marion
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Trockener Mund

Beitrag von Marion »

Sehr geehrter Herr Prof.St.Gadola.
Vielen Dank für ihre Beurteilung. Werde mich umgehend wieder mit
meiner Rheumatologin in Verbindung setzen. Leider haben die Rheuma-
tologen hier in Bremen keine oder nur sehr wenig Erfahrung mit dem
Sjoegren-Syndrom.Danke für ihre Hilfe und ich verbleibe mit den
besten Grüssen aus Bremen.
Marion

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