Erste Anzeichen Sjögren

In diesem Forum können medizinische Fragen gestellt werden, welche durch den Sjoegrenspezialisten Herr Prof. Dr. Stephan Gadola beantwortet werden. ACHTUNG: Bitte nehmt hier keinen Bezug zu allfälligen Praxisbesuchen bei Herrn Dr. Gadola.
Antworten
sigi
Registrierter Benutzer
Registrierter Benutzer
Beiträge: 1
Registriert: 22.06.2012 09:14
11
Erste Anzeichen Sjögren

Beitrag von sigi »

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Gadola,

erstmal vielen Dank für die Möglichkeit hier Fragen stellen zu können.

Ich bin weiblich, 37, und befürchte seit einiger Zeit, an Sjögren erkrankt sein zu können.
Hier meine Symptome und deren zeitlicher Verlauf.

September 2010: Zunehmende Unverträglichkeit meiner harten Kontaktlinsen, die ich 28 Jahre lang problemlos getragen hatte. Ich musste sie immer früher herausnehmen, bis meine Augen sie nach etwa drei Monaten nur mehr drei, vier Stunden duldeten. Die trockenen Augen äußerten sich nachts und morgens, beim Öffnen fühlte es sich an, als ob die Lider an den Augäpfeln haften. Trotzdem trug ich die Linsen ein weiteres dreiviertel Jahr. Ich trug sie dann drei, vier Monate gar nicht mehr. In der Zeit verbesserte sich die Symptomatik bzw. hatte ich etwa vier Monate, also im Winter 2011/Frühjahr 2012 hinein gar keine Beschwerden mehr. Im Herbst bestätigte mir der Augenarzt leicht trockene Augen, er meinte aber, mit Tropfen könne ich die Linsen weiterhin tragen.

Februar 2012: Beim Mittagessen schwoll meine linke Ohrspeicheldrüse akut an. Mit Drüsenmassage und sauren Bonbons besserte sich die Schwellung bis zum darauffolgenden Tag, nach fünf Tagen mit einem Voltaren/Tag war die Schwellung weg.

Im Februar/März trug ich meine Kontaktlinsen wieder etwa für vier bis sechs Stunden pro Tag, da ich keine Anzeichen trockener Augen mehr hatte. Nach etwa drei, vier Wochen verspürte ich nachts wieder trockene Augen. Etwa drei Wochen recht stark bzw. brannten die unteren Augenlidränder, wenn die Sonne scheinte oder ich abends las. Ich tropfte gelegentlich Bepanthen Augentropfen. Seitdem ist die Symptomatik wieder abgeschwächt. In manchen Tagen/Nächten merke ich gar nichts.

Etwa gleichzeitig fiel mir auf, dass mein Hals in der Nacht offenbar trocken ist. Weniger der Mund, kommt mir vor, sondern vielmehr hinten, am Ende des Gaumens. Wenn ich dann so drei Mal geschluckt habe, ist es weg. Zugegebenermaßen beschäftigte ich mich zu dem Zeitpunkt mit dem SS und las viel nach. Nun war ich gerade eine Woche erkältet, da merkte ich davon gar nichts, jetzt merke ich es wieder. Leider konzentriere ich mich so sehr darauf, dass ich, kaum liege ich im Bett, auf meinen Speichel achte und schlucken anfange. Ich wache sicher stündlich auf, um das nachzuprüfen. Wenn ich aufwache, ist mein Mund zu, also offen habe ich ihn scheinbar nicht. Tagsüber habe ich das vielleicht gelegentlich. Trinken tu ich zwei bis drei Liter.

Seit Anfang 2012 habe ich ausserdem häufig Infekte, immer von meiner dreijährigen Tochter, allerdings nur kurz und leicht, nach zwei, drei Tagen ist es vorbei.

Ich war bei zwei Hausärztinnen, von denen eine meinte, aus Ihrer Sicht deuten die Symptome nicht auf diese Krankheit hin - sie kannte die Krankheit also, und die andere meinte, die Symptome wären zufällig zusammengekommen - ob sie die Krankheit kannte, bin ich mir nicht sicher. Sie sah mich zumindest zweifelnd an.

Wie beurteilen Sie die Symptomatik? Sollte ich einen Internisten/Rheumatologen aufsuchen? Dazu müsste ich allerdings von einem Allgemeinmediziner eine Überweisung bekommen.
Würde das frühe Erkennen der Krankheit hilfreich sein? Kann man die Symptome so z.B. am status quo halten?
Ich habe so viel gelesen - die meisten Patienten, zumindest die, die im Internet schreiben, scheinen ein recht unerträgliches Leben zu führen. Vertragen Lebensmittel nicht mehr, müssen am Tag schlafen, sind sehr eingeschränkt leistungsfähig...

Vielen Dank im voraus,

sigi
Stephan Gadola
Registrierter Benutzer
Registrierter Benutzer
Beiträge: 332
Registriert: 14.11.2006 18:54
17
Wohnort: Southampton, UK

Beitrag von Stephan Gadola »

Sehr geehrte Sigi,

Ihr Hausarzt sollte in der Lage sein die Trockenheitssymptome der Augen und der Mundschleimhaeute mit objektiven Tests zu ueberpruefen. Die von Ihnen beschriebenen Augensymptome sind bei Kontaktlinsentraegern sehr haeufig (und speziell bei Personen die viel am PC arbeitn) und daher nicht primaer auf ein Sjoegren Syndrom verdaechtig. Die Schwellung der Ohrspeicheldruese ist dagegen eher ein moegliches Symptom, aber ebenfalls - bei einmaligem Auftreten und keiner auffaelligen Mundtrockenheit tagsueber - nicht spezifisch. Falls die Trockenheitssymptome aber objektiviert werden koennen, dann wuerden weiterfuehrende Labortests und ggf. eine Gewebeentnahme aus der Mundschleimhaut Klarheit schaffen.
Bzgl. Augentropfen rate ich Ihnen mehrere Praeparate auszuprobieren bis Sie das richtige gefunden haben. Auf die Nacht hilft ein Augengel besonders gut.

mit freundlichen Gruessen
Prof.Dr.med. Stephan Gadola
Professor of Immunology & Consultant in Rheumatology, University Hospital Southampton,
Southampton, UK

Antworten