Verdacht Sjögren Syndrom

In diesem Forum können medizinische Fragen gestellt werden, welche durch den Sjoegrenspezialisten Herr Prof. Dr. Stephan Gadola beantwortet werden. ACHTUNG: Bitte nehmt hier keinen Bezug zu allfälligen Praxisbesuchen bei Herrn Dr. Gadola.
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Daniel90
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Verdacht Sjögren Syndrom

Beitrag von Daniel90 »

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Gadola,

seit nun einem halben Jahr habe ich gesundheitliche Probleme. Das ganze fing nach einer drei monatigen Antibiose oral und venös wegen eins Abszesses in der Achselhöhle an. Leider wurde mir von meiner Hautärztin und auch von der Hautklinik wo ich 2 Wochen Antibiotika über die Vene bakam, keine Probiotika empfohen. Mir war es zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie wichtig es gewesen wäre Probiotika zu nehmen.
Während einer sehr stressigen Prüfungsphase fingen dann Darm probleme an. Seit anfang Januar bekam ich nach einem Krankenhausaufenthalt wegen meine Darmbeschwerden, es wurde eine Magen und Darmspiegelung gemacht, bekam ich schlagartig die Siccasymptomatik im Mund und Auge. Mein Hausarzt hat dann den Verdacht des Sjögren Syndroms gestellt und dementsprechend habe ich eine Ärzte aufgesucht. Folgende Untersuchungen und Befunde liegen mir nun vor.

Diagnose Gastroenteorologe:
Rundzellinfiltrat. Kein NAchweis atypischer Zellen.
1. Unauffällige Duodenalschleimhaut. Kein Nachweis auf eine Lambiliasis, einen Morbus Whipple oder eine Sprue.
2. Chroniesche oberflächlächenbetonte Pangastritis mit leichtgradiger Entzündung (Grad 1). Bei fehlendem Helicobacternachweis entspricht der Befund einer Typ C Gastritis
3. Leicht- bis mäßiggradige Refluxösophagitis/Refluxkarditis (Grad II) Kein nAchweis einer Barrett-Schleimhaut.
4. Unauffällige Dickdarmschleimhaut ohne Hinweis für das Vorliegen einer CED oder mikroskopischen Kolitis.
5. Hyperplastischer Polyp - Colon transversum.
6. Hyperplastische Dickdarmschleimhaut - Rektum.
Keine Malignität.
Leichte Histaminintolleranz Normalwert 10 ich habe 8

Blutergebnisse Gastroenteorologe, Hämato-Onkologie und: Auffällig waren Reaktive
- Lymphozyten Norm 3-5 bei mir 15 -
- Gerinnung aPTT Normbereich 24,6-31,2 bei mir 22 -
- TSH, basal Normbereich 0,57-3,32 bei mir 5,66 -
- EBV-EBNA 1-IgG Normbereich <5 bei mir 275 -
- EBV-IgG <20 bei mir 216,
die EBV werte wurden dann nochmals bei einem Hämato Onkologen abgenommen dort war dann
- EBV-EBNA IgG bei 294 und EBV-IgG bei 196
also sind die werte später nochmals höher geworden. Harnsäure war auch etwas erhöht.

Blutergebnisse Rheumatologe: Entscheidungsgrenzen und Grauzonen (GZ)
- TSH 2,64 uU/ml = (GZ) 0,35 - 3,50
- ANA-Screening (IgG) 1:<80 Titer = (GZ) 1:<80
- U1-n-RNP 1,50U/ml = (GZ) <5,GZ<10
- SM-Antigen (D-Peptid) <0,60 U/ml = (GZ) <7,GZ<10
- Ra/SS-A p52 0,40 U/ml = (GZ) <7,GZ<10
- Ra/SS-B p60 <0,40 U/ml = (GZ) <7,GZ<10
- La/SS-B 0,4 U/ml = (GZ) <7,GZ<10
- Scl-70 / Topoisomerase I <0,40 U/ml = (GZ) <7,GZ<10
- Thyreoidea-Peroxidase 0,8 U/ml = (GZ) <9,0

Weiter auffällige Blutwerte vom Rheumatologen:
Blutstatus - EDTA
- MCV Normalwert: 83-96fl = 82.08 -
- BSG Citrat:
- 1. Stunde Normalwert: 0-10 mm WG = 2+
- 2. Stunde Normalwert: 10-20 mm WG = 6 -
- Lymph Normalwert: 25-40% = 23.0 -
- GPT Normalwert: 0-41 U/l = 75.8 +
- FE Normalwert: 60-155 ug/dl = 56.9 -

Nachbericht der Lippenbiopsie:
Immunhistologische Untersuchung (modifizierte HRP-Polymer-Methode):
CD20, B-Zellen, (clone:L26;Firma Medac): positiv, nur Einzelzellen
CD3, T-Zellen, (clone: MRQ-39; Firma CellMarque): positiv, Einzelzellen
IgG (clone: BSB-40; Firma Medac): negativ
MUM-1 (clone:EP190, Firma Medac): positiv, zumeist Einzelzellen, max. 5 pro 1 HPF
IgG4 (clone: MRQ-44, Firma Cell Marque): negativ
Bericht:
"Es handelt sich somit abschließend um eine minimale chronische Sialadenitis ohne Hinweis auf eine IgG4-Assoziation."
"Die typischhen Veränderungen eines Sjögren-Syndroms sind an der vorliegenden PE nicht erfüllt. Kein Konkrementnachweis, keine floride Entzündungskomponente. Kein Anhalt für Malignität."

Desweiteren wurde bei mir, per Sono, eine abgelaufen Schilddrüsenentzündung beim nuklearmedizinier festgestellt. Die Blutergebnisse TSH FT3,4 und Antikörper gegen Hashimoto waren volkommen unauffällig.
- FT4 11,80 pg/ml Normbereich : 8,90 - 17,90 pg/ml
- FT3 1,96 pg/ml Normbereich: 1,60 - 4,20 pg/ml
- TSH-basal 2,58 mlU/l Normbereich 0,30 - 4,20 mlU/l
- Anti-TPO <15 lU/ml Normbereich 25 lU/ml negativ - > 25 lU/ml positiv

Nonographie: "SD-Vol. 8 ml /nomal bis 25ml), re. 4ml, li. 4ml. Homogenes, echogemindertes Schallmuster, keine abgrenzenden Knoten."

Beurteilung: "Recht kleine, jedoch noch normalvolumige und knotenfreie Schilddrüse mit optisch Zeichen einer am ehesten abgelaufenen Thyreoiditis. Aktuell unauffällige Anti-TPO-Titer. Die Stoffwechsellage ist euthyreot mit jedoch peripher niedrigen Schildrüsenhormonspiegeln sowie mäßig kräftiger thyreotroper Aktivität."

Beim AUgenarzt wurde mittels Schirmer-Test die Augentrockenheit festgestellt. Befund liegt mir nicht vor. Die Aussage vom Augenarzt war: "Das Auge ist sehr trocken und es wird sehr wenig Tränenflüssigkeit produziert" Therapie mit Ikervis 1xAbends wurde eingeleitet.

Desweiteren hat sich meine Zunge massiv verändert. Sie weißt einen langen Riss mittig auf, welcher nun fst die Zungenspitze erreicht hat. Sie fühlt sich sehr rau und trocken an. Sie ist grau Belegt, dieser lässt sich nicht durch Putzen oder esses harte Nahrung entfernen. Sie weißt so eine Art kurze härchen auf der Oberfläche und an den Seiten auf. Meine Schleimhaut um Mund und Rachen sind immer mal wieder deutlich trocken und nicht feucht.
Abstriche auf Pilze/Candida wurden ebenfalls gemacht und auch im Stuhl untersucht. Ergebnis negativ. Keine anzeichen für Pilz.

Außerdem wurde mein Stuhl 2x auf Pankreaselastase untersucht. Dies wurde gemacht, da ich Nahrung unverdaut ausgeschieden habe.
Die Werte waren wie folgt:
- 1. Untersuchung: Elastase 53 Normal ab 200
- 2. Untersuchung: Elastase 134 Normal ab 200
daraufhin wurde ein MRT der Abdomen gemacht.
Bericht MRT mit Kontrastmittel:
"Rechtfertigende Indikation: Pankreasinsuffizienz.
- Homogenes Pankreasparenchym ohne Nachweis zystischer oder tumoruspekter Läsionen. Keine entzündlichen Veränderungen. Keine Erweiterung des Pankreasganges.
Normalgroße Leber mit homgener Parenchymdarstellung. Gallenblase unauffällig. Keine Erweiterung der intra- oder extraphatischen Gallenwege.
Splenomagalie mit 17 x 14 x 4,5 cm. Homogene Parenchymadarstellung.
Nebennieren beidseits schlank.
Orthotope Lage der Nierden beidseits ohne nAchweis eines Harnstaus.
Gastrointestinaltrakt, soweit erfasst und MR-morphologische beurteilbar, unauffällig.
Regelrechte Konfiguration und Kontrastierung der großen Gefäße im Oberbauch. Keine freie Flüssigkeit und keine pathologisch vergrößerten Lymphknoten.
Altersentsprechendes Skelett. Adipöser Weichteilmantel."

Vor einer Woche war ich wegen Kreislaufprobleme in der Notaufnahme. Dort wurde mir Blutabgenommen und Folgende Blutwerte waren auffällig:

Kleines Blutbild:
Thrombozyten (E) 163 - 337 10^3/ul = 156

Differetntialblutbild maschinell:
Monozyten absolut (E) 0.30 - 0.82 10^3/ul = 0.92

Klinische Chemie:
GOT/ASAT (S/P) 10 - 50 U/l = 87
GPT/ALAT (S/P) 10 - 50 U/l = 260
GGT (S/P) <73 = 120
Lipase (S/P) <77 U/l = *46

Atherosklerose-Risiko:
Cholesterin (S/P) mg/dl = *218
LDL-Cholesterin (S/P) mg/dl = *142

Basisparameter (POCT-Aqure):
pH 7.350 - 7.450 = *7.273 ---6h später--> 7.416
pO2 75.0 - 97.0 mmHg = *23.2--6h später-> 76.9
pCO2 35 -45 mmHg = 64 ----6h später---> 41.4

Elektrolyte und Metabolite (POCT-Aqure):
cLac 0.5 - 2.2 mmol/L 3.8 ---6h später --> 0.7

Die Leberwerte wurden am Dienstag beim Hämatologen, wurde ich vom Hausarzt Überwiesen wegen der Milz und Leberwerte, nochmals überprüft und sind nochmals gestiegen.
Ich habe nach wie vor ein riesiges Fragezeichen vor dem Kopf und verstehe nicht wo meine Probleme her kommen. Kann es Sjögren sein oder ein systemischer Lupus. Oft Lese ich das Patienten Sjögren haben ohne auffällige Blutwerte.
Ich weiß nicht weiter und verstehe garnichts mehr, über jeden Hinweis und weitere Diagnostikvorschläge bin ich dankbar und verbleibe mit freundlichen Grüßen,

Daniel
Stephan Gadola
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Re: Verdacht Sjögren Syndrom

Beitrag von Stephan Gadola »

Sehr geehrter Daniel,

Vielen Dank für die umfangreichen Daten und die Krankengeschichte, welche ich gelesen habe.
Diese weisen nicht auf ein Sjögren Syndrom und auch nicht auf einen SLE hin.
Sicca Symptome sind häufiger nicht im Rahmen eines Sjögren Syndroms.

Freundliche Grüsse,

Prof.Dr.med. Stephan Gadola
Bethesda Spital, Basel
Prof.Dr.med. Stephan Gadola
Professor of Immunology & Consultant in Rheumatology, University Hospital Southampton,
Southampton, UK

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